Interview mit Isabel Reinhard von Breathe Release

Deine Stimme ist das wichtigste Tool, wenn du einen Podcast aufnehmen möchtest. Sie sorgt dafür, ob dich deine Hörer sympathisch finden. Gleichzeitig ist sie eines der größten Kriterien, warum Hörer wieder abspringen.

Da die Stimme für Podcaster so enorm wichtig ist, habe ich mich darüber mit der lieben Isabel Reinhard von Breathe-Release unterhalten. Sie ist Stimm- und Präsenzcoach und Opernsängerin und zeigt dir, wie du deine Stimme für eine authentische Präsenz und eine starke Persönlichkeit einsetzt.

Hier erfährst du:

  • Wie du deine Stimme optimal für deinen Podcast nutzt
  • Wie du deine Stimme vorbereitest
  • Warum deine Stimme richtig eingesetzt großes Vertrauen schafft
  • Was du bei Aufregung oder Heiserkeit tun kannst
  • Warum die Stimme eines der wichtigsten Elemente deiner Persönlichkeit ist

Deine Podcast Stimme 

Warum ist die Stimme für dein Selbstbewusstsein und dein Auftreten als Podcaster so wichtig?

Durch deine Stimme überträgst du nicht nur, wer oder wie du bist. Durch das Übertragen wirst du deiner selbst auch mehr bewusst. Deine Stimme ist neben den nonverbalen Dingen wie Mimik oder Gestik einer der größten Überträger von dem, was du wirklich möchtest. 

Gerade im Podcast ist das enorm wichtig. Du kannst nämlich beeinflussen, was du übertragen möchtest und wie du deine Stimme nutzt. Immerhin wirst du nicht gesehen, sondern nur gehört. 

Eine Stimme ist so individuell, wie ein Fingerabdruck. Es gibt sie nicht doppelt auf der Welt und sie kann nur dir zugeordnet werden. 

Das eigene Empfinden und die Stimmung lassen sich über die Stimme transportieren

Stimmung und Stimme oder mit uns im Einklang sein hängt direkt zusammen. Gefühle sind wie Besucher deiner Stimme. Manche davon kommen öfter zu Besuch und manche hast du mehr oder weniger gerne. Teilweise bleiben die Besucher länger oder kürzer. Wichtig ist, wie du damit umgehst. Höre in dich hinein, ob das die Stimmung ist, die du gerade übertragen möchtest. Vielleicht möchtest du auch etwas zurückhalten und nicht ungefiltert nach außen lassen. 

Du kannst nicht nur deine Stimmung nach außen tragen, sondern auch eine Stimmung auf dein Gegenüber projizieren. Auch im Podcast ist das sehr wichtig. Wir alle verfügen über Spiegelneuronen und nehmen auf, was andere uns spiegeln. Das funktioniert sehr gut über die Stimme und die Atmung. 

Möchtest du in deinem Podcast für Entspannung sorgen, kannst du das mit einer ruhigen und entspannten Stimme schaffen. Möchtest du etwas verkaufen, kannst du das ebenfalls mit der Stimme unterstützen. Die meisten von uns unterschätzen, wie groß die Wirkung der eigenen Stimme ist.

WIE du etwas sagst, ist viel wichtiger als das, WAS du sagst

Laut einer Studie macht zu etwa 40 % die Stimme aus und die eigenen Worte nur etwa 7 %. Auch das Nonverbale überzeugt zu einem großen Teil. Es ist aber auf keinen Fall egal, was du sagst. Wichtig ist nur, dass alles in einem Einklang zueinandersteht. 

Soll sich jemand durch dein Erzähltes wohlfühlen, aber deine Stimme sagt etwas anderes, verliert dein Gegenüber sofort das Vertrauen. Die Menschen verstehen nicht, was du möchtest und sie schalten einfach ab. 

Möchtest du erzählen, dass du für dein Unternehmen brennst und deine ganze Leidenschaft hineinsteckst? Dann sollte das deine Stimme auch ausdrücken und nicht gelangweilt klingen. Sonst wird dir keiner glauben, was du eigentlich sagen möchtest.

Zu dem, wie du etwas sagst, zählt genauso, dass du gut zuhören kannst. Auch die Aufmerksamkeit gegenüber anderen Personen ist wichtig. Denn nur dann kannst du deine Stimme auch richtig einsetzen.

Woran liegt es, dass deine Stimme in Privatgesprächen anders klingt als in einem Podcast, in Vorträgen etc.?

Authentizität besteht laut Isabel aus verschiedenen Schichten. Bist du authentisch, kennst du all deine Schichten und kannst bewusst entscheiden, welche davon du zeigen möchtest. Authentisch zu sein bedeutet nicht, dass du dich genau so zeigen musst, wie du abends auf der Couch liegst. Diese eigenen Facetten zu kennen, bedeutet für dich, dass du dich nicht verstellst. Du wählst lediglich eine andere Facette deiner Persönlichkeit bzw. deiner Stimme, um dich auszudrücken.

Bei Frauen verhält es sich oft so, dass ihre Stimme etwas höher wird, sobald sie aufgeregt sind. Je mehr Druck auf die Stimmbänder kommt, umso leichter geht die Stimme nach oben. Teilweise liegt es aber auch an einer falschen Stimmtechnik, die beim Sprechen verwendet wird. 

Wenn du selbst mit dir im Einklang bist, wirst du immer souverän sprechen können. Du entfaltest bewusst, was deine natürliche und freie Stimme ist. Die große Kunst des bewussten Sprechens ist, dass du genau weißt, wie du etwas tun willst und was du tust und das bewusst einsetzt. Deshalb ist ein Stimmtraining gleichzeitig als Persönlichkeitsentwicklung zu sehen.

Warum schafft deine Stimme Vertrauen?

Deine Stimme überträgt Stimmung und Emotionen. Deshalb schaffst du damit Vertrauen. Wir Menschen sind soziale Wesen und wollen uns schon immer durch Gefühle miteinander verbinden. Wirkliche Verbindungen entstehen erst über die Stimme oder über körperliche Berührungen. Berührungen sind im Podcast nicht möglich. Deshalb überträgst du allein mit deiner Stimme, was du willst, denkst und fühlst. 

Jeder Anruf, Zoom-Call oder jede Sprachnachricht wird immer zu mehr Vertrauen deiner Kunden führen als der reine Schriftverkehr. Wir lesen alle gerne zwischen den Zeilen und interpretieren Dinge hinein, die dort vielleicht gar nicht sind. Eine Kommunikationsregel besagt: „Die eigene Wahrheit ist die einzige Wahrheit, die wir haben“. Wenn wir hier nicht genau zuhören und die emotionalen Schwingungen empfinden, bleibt es immer unsere Wahrheit. Wir projizieren sie in diese Texte und es kommt oft zu Missverständnissen. 

In einem Telefonat kannst du beispielsweise innerhalb von wenigen Sekunden herausfinden, wie es der Person heute geht. Das hörst du nämlich direkt an der Stimme. Eigentlich richtig magisch, oder?

Wie kannst du deine Stimme vor der Podcast-Aufnahme aufwärmen und warum ist das so wichtig?

Für Isabel ist es immer das wichtigste, die Stimme vorab warm zu machen. So setzt du dich damit auseinander, dass du gleich sprechen wirst. Sobald deine Stimme warm ist, kann dein natürlicher Sound durchkommen. Auf diese Natürlichkeit kommt es gerade im Podcast an. Zudem kannst du auf dieser Basis effizienter und freier sprechen.

Für das Aufwärmen an sich musst du dir keine extra Zeit einplanen, sondern kannst es ganz nebenbei tun. Beispielsweise während du deine Wäsche zusammenlegst, dir einen Kaffee machst oder das Essen zubereitest. Hierfür empfiehlt dir Isabel die folgende Übung.

Das Kausummen

Durch das sogenannte „Kausummen“ summst du zunächst einen für dich angenehmen leisen Ton. Auf diesem Ton kaust du dann wie eine Kuh auf der Weide. Ein Stückchen Schokolade im Mund kann das Gefühl von Kauen und Bewegen unterstützen. Das ist die einfachste Grundübung, um deine Stimme aufzuwärmen. 

Durch das Aufwärmen fühlst du dich vor der Podcast-Aufnahme direkt mit deiner Stimme verbunden. So hast du das Gefühl, viel authentischer im Podcast zu sein. 

Finde deine richtige Stimmlage 

Du hast eine bestimmte Stimmlage, in der du normal sprichst. Diese richtige Sprechtonlage solltest du zunächst finden. Das ist eine Lage, in der du gesund, effizient und frei über lange Zeit sprechen kannst. Hast du diese gefunden (beispielsweise in einem Stimmcoaching), fällt dir das Sprechen wesentlich leichter. Probleme wie Räuspern oder Husten treten dann gar nicht erst so schnell ein.

Durch das Finden der richtigen Stimmlage und Aufwärmübungen sparst du dir viel Zeit bei deinem Podcast. Immerhin musst du keine Stellen neu aufnehmen oder rausschneiden. Viele Menschen sind auch nach ihrer ersten Podcast-Aufnahme völlig unzufrieden mit ihrer eigenen Stimme. Wenn du dich aber ausreichend mit deiner Stimme beschäftigst, kannst du an einzelnen „Schwachstellen“ arbeiten und bist auch mit ihr zufrieden. 

Mehr über Isabel Reinhard

Theresa Frickel

Isabel ist Stimm- & Präsenzcoach, Expertin für selbstBEWUSSTes Auftreten, Opernsängerin und Schauspielerin.

Mehr über Isabel findest du hier:

 

Klingt die Stimme im Sitzen oder Stehen besser?

Hier kommt es immer darauf an, wie es sich für dich gut anfühlt. Für eine feste Stimme brauchst du weder eine Über- noch eine Unterspannung. Es kommt auf die Balance zwischen beidem an. Teste einfach für dich, in welcher Position sich deine Stimme am besten anfühlt und anhört.

Gibt es Lebensmittel/Getränke, auf die du vor Podcast-Aufnahmen verzichten solltest?

Im gesunden Falle berührt ein Getränk nicht deine Stimme selbst. Das Sprechen ist nur eine sekundäre Form deiner Stimme und deines Kehlkopfes. In ihrer primären Funktion schützt sie deine Lunge, dass nichts hineingelangen kann. 

Ein Glas Wasser befeuchtet lediglich deinen Mundraum, aber nicht direkt die Stimme. Wenn du aber über den Tag verteilt ausreichend Wasser trinkst, wird deine Stimme von innen versorgt. Dabei helfen weiche, befeuchtete Schleimhäute.

Es gibt verschiedene Mythen, was sich alles kontraproduktiv auf die Stimme auswirken kann. Finde aber einfach heraus, was dir guttut. Fühlt sich ein Getränk nicht gut für deine Stimme an, lass es einfach weg vor deinen Aufnahmen. 

Was kannst du bei einem Frosch im Hals oder bei Heiserkeit tun?

Bleibe zunächst ruhig und akzeptiere, dass dieser Frosch im Hals nun eben da ist. Das sanfte Kausummen kann dabei helfen, den Schleim von allein abzutransportieren. Auch Trinken kann Abhilfe schaffen. Wenn überhaupt nichts hilft, dann lieber einmal husten, anstatt dich zu räuspern. Räuspern gibt einen sehr starken Impuls auf deine Stimmlippen ab, was sich nicht gut auf deine Stimme auswirkt. 

Bei Heiserkeit solltest du einfach deine Stimme schonen und die Podcast-Aufnahme am besten verschieben. Alles, was du einer angeschlagenen Stimme noch obendrauf lädst, kann ihr nachhaltig schaden. 

Was kannst du tun, wenn du in einer Interview-Aufnahme so aufgeregt bist, dass deine Stimme versagt?

Hier gilt es, den Druck rauszunehmen. Arbeite über deinen Atem. Hole daher nicht tief Luft, sondern lass die Luft tief hinaus. Du entspannst dich umso besser, wenn du länger ausatmest, als du einatmest. Atme durch die Nase ein und durch den Mund aus, während du beim Ausatmen deine Lippen formst, als würdest du ein „F“ sprechen oder eine Kerze auspusten. Deine Ausatmung verdichtet sich dadurch, wird länger und dein Nervensystem versetzt dein Körper in einen entspannten Zustand.

Du kannst deine Aufregung auch kurz vor deinem Interview-Gast ansprechen, was überhaupt kein Problem ist.

 

Wie du also siehst, ist deine Stimme in enorm wichtiges Werkzeug für deine Podcast-Aufnahmen. Viele Podcaster vergessen ihre Stimme bei den Vorbereitungen völlig. Jetzt weißt du aber, dass es hauptsächlich genau darauf ankommt.

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Anika Bors

Anika Bors

Anika ist Gründerin von Podcastwonder, der Podcast rundum Service Agentur. Podcastwonder unterstützt Experten und Unternehmen im gesamten Prozess vor- und nach der Aufnahme eines Podcasts. Dabei nimmt sie ihre Kunden an die Hand, um den Marketingkanal Podcast erfolgreich für sich und ihr Unternehmen zu nutzen.

 

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